Eine Delegation des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages, wurde am 16. April bei der Besichtigung der Altstadt von Hebron von jüdischen Siedlern durch Beleidigungen und Drohungen so massiv gestört, dass die Besuchsroute geändert werden musste. Sicherheitskräfte waren vor Ort, griffen aber nicht ein. Jerzy Montag, Leiter der Delegation: "Wir wissen, es sind nur ganz wenige. Aber es ist nicht hinnehmbar, dass dem nicht ein Ende bereitet wurde." Soweit die Grüne Version.
Unschuldige Parlamentarier, die nur mal eben die Altstadt von Hebron besichtigen wollen und dann, ganz ohne Grund verflucht, beleidigt, bedroht und sogar als Nazis beschimpft werden. So böse sind also die Siedler von Hebron. Und dann werden die Freunde Israels auch noch von der IDF im Stich gelassen.
Die Deutschen waren so geschockt und aufgebracht, dass sie sich entschieden ihren Besuch abzubrechen und Israel unter Protest umgehend zu verlassen.
In der Version von Jerzy Montag fehlen zwei nicht ganz unwichtige Details.
Das erste: die sieben Deutschen waren nicht allein:
"Begleitet wurden die Parlamentarier von einer linksextremen Organisation, welche die jüdischen Siedler aus Hebron vertreiben will und die IDF und Israel verleumdet," so Noam Arnon, der Sprecher der Siedler. Abgeordnete aus europäischen Staaten ohne "feindliche Begleitung" sind lt. Arnon durchaus willkommen.
Das zweite: Nach Aussage des israelischen Außenministeriums war der Ausflug nach Hebron nicht mit den israelischen Behörden abgesprochen, daher konnten keine Vorbereitungen für die Ankunft der Delegation getroffen werden.
Dass die Siedler in Hebron nicht den Durchschnittsisraeli repräsentieren, sondern auch in Israel als Extremisten gelten, sollte bekannt sein. Dass sie von "Menschenrechtlern" regelmäßig als Anschauungsobjekt für die Unmenschlichkeit und Brutalität der israelischen Besatzer Touristengruppen vorgeführt zu werden, hat ihre Einstellung zu linksextremen Friedensaktivisten wohl auch eher negativ beeinflusst, es gab bei solchen Touren schon mehrfach Auseinandersetzungen zwischen Siedlern und "Touristen".
Die deutschen Politiker entscheiden sich trotzdem (oder deshalb) für einen Besuch Hebrons und nehmen ausgerechnet Yehuda Shaul und seine Freunde mit. Die Provokation gelingt, es gibt ein paar Beleidigungen (die nicht ausschließlich den Parlamentariern galten) - schon sich geben sich die Mitglieder des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages empört, reisen aus Protest Hals über Kopf ab, stellen Forderungen ("In order to give the peace process a chance, the members of the law committee, as friends of Israel, appeal to the Israeli authorities to rein in the fanaticism of Jewish settlers.") und verlangen eine Entschuldigung für das Verhalten der israelischen Sicherheitskräfte.
Dabei hätte ein Blick auf die Seite des AA genügt, um auf die Tour gänzlich zu verzichten:
Sicherheitshinweise für die Westbank
Von Reisen in die Westbank wird grundsätzlich abgeraten. Aufgrund der intensiven bewaffneten Auseinandersetzungen im Gazastreifen liegt aktuell auch im Westjordanland ein erhöhtes Risiko vor. ... Es wird empfohlen, die Lage in den Medien aufmerksam zu verfolgen, die tagesaktuellen UN Sicherheitshinweise zu beachten und Fahrten im Westjordanland auf das unerlässliche Minimum zu reduzieren. Fahrten in die nördliche Westbank (insbesondere Jenin, Nablus, Tulkarem), aber auch nach Hebron sollten gegebenenfalls eng mit dem deutschen Vertretungsbüro in Ramallah abgestimmt werden.
Von überflüssigen Fahrten wird ausdrücklich abgeraten, für die deutsche Delegation zählt ein Besuch Hebrons demnach zum "unerlässlichen Minimum". Warum? Ein Blick auf das Besuchsprogamm lässt die Antwort erahnen: Baruch Goldsteins Grab, das Erzvätergrab, die Shuhadastrasse, die von den Siedlern bewohnten Gebiete und der Besuch einer palästinensischen Familie.
Eine Reise, die Vorurteile gegenüber Israel schürt ist für deutsche Politiker (die sich im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages im übrigen gar nicht mit dem Nahostkonflikt befassen) wohl wirklich unerlässlich - liefert sie doch die Munition für die berechtigte Israelkritik, die zu üben jeder Freund Israels verpflichtet ist. Wie praktisch, da schon mal das konzentrierte Böse in Form der Hebronsiedler mit eigenen Augen gesehen und bei einem Gläschen Pfefferminztee von der Brutalität der Israelis mit eigenen Ohren gehört zu haben.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Yoram Ben-Zeev, hat sich
bereits bei den Politikern entschuldigt. Von einer Entschuldigung der deutschen Regierung für das inakzeptable Verhalten ihrer Delegation ist nichts bekannt.