Donnerstag, 6. September 2007

Home Grown

Nachdem sich heraus gestellt hat, dass zwei der drei festgenommenen "Terrorverdächtigen" deutsche Konvertiten sind, warnt Schäuble vor "home grown terrorism". Mal ganz abgesehen davon, dass hier wieder mal ein völlig unnötiger Anglizismus eingeführt wird - der Begriff ist ganz einfach falsch. Die Täter mögen "home grown" sein, der Terrorismus ist es nicht.
Von "bestens in die deutsche Gesellschaft" integriert, kann bei radikalen Konvertiten, die ihren letzten Schliff in Pakistan erhalten, keine Rede sein. Schon die Konversion ist ein Ausdruck von Ablehnung der Herkunftskultur, wie Rolf Tophofen in der SZ (!) festgestellt.

Auf die Frage, was die Konvertiten so anfällig für den Islamismus macht, antwortet Tophofen:

"Zum einen dürfte natürlich ein ehrliches und starkes Bedürfnis nach religiösem Halt dahinter stecken. Zum anderen aber müssen sie einen großen Hass auf die gesellschaftlichen Verhältnisse verspüren, um diesen Schritt zu gehen. Die Konversion hilft ihnen, diesem Hass Ausdruck zu verleihen. Sie müssen ja die Motivation haben, im Namen des Islam den Westen anzugreifen. Der Islamismus kann ihnen da ein Ventil sein. Über ihn haben sie auch Zugang zu den Ausbildungslagern der al-Qaida. Aber um da ein Rolle spielen zu können, muss man zum Islam übertreten." Home grown terrorists ja, aber kein home grown terrorism.

Die "Welt" hat dagegen einen Interviewpartner gefunden, der Konvertiten für nicht weiter gefährlich hält, den Direktor des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland, Muhammad Salim Abdullah. Aus dessen berufenem Munde kommt die Aussage: "Nicht jeder Konvertit ist ein Terrorist". Beruhigend, bei rund 18.000 Konvertiten. Abdullah schätzt "dass höchstens 1 Prozent der Konvertiten Berührungspunkte mit dem militanten Islam haben".

Es dürften wesentlich mehr als die vom Islam-Archiv geschätzten 18.000 Konvertiten in Deutschland leben. Die Berliner Extremismusexpertin Claudia Dantschke tippt in der Welt auf "100.000, weil ich einfach einen ständigen Zustrom einzelner Konvertiten zu den Gemeinden sehe, und inzwischen sogar ganze Szenen, die nur noch aus Konvertiten bestehen". Und die nichtin jedem Fall friedlich sind. Dantschke unterscheidet zwischen den aus religiösen Motiven konvertierten Deutschen (Probleme mit der Dreifaltigkeit, Schuldgefühle, Erbsünde, Jesus), welche sich eher dem esoterischen Islam zuwenden (also friedlich sind und bleiben) und den politisch motivierten Konvertiten. Dazu zählt sie "Rechte und enttäuschte Linke, die den Islam politisch aufladen mit Imperialismuskritik, Antiamerikanismus, Antisemitismus, Ekel vor Konsum und westlicher Dekadenz. " Als ob der Islam noch zusätzlich aufgeladen werden müsste; Antiamerikanismus, Antisemitismus und der Ekel vor westlicher Dekadenz sind auch bei angeblich gemäßigten, unpolitischen Moslems mühelos zu finden, nicht nur in der westlichen Welt. Dafür brauchen sie keine Konvertiten. Eher können Rechte und "enttäuschte" Linke ihren Antiamerikanismus, Antisemitismus und Ekel vor westlicher Dekadenz, garniert mit Imperialismuskritik, unter dem schützenden Mantel der Religionsfreiheit so richtig ausleben.


Und denken muss man auch nicht mehr: "In einer Lebenskrise bietet der Islam einfache Lösungen an. Er regelt den Tagesablauf, ist totalitär, hat klare Feindbilder." Wie schön.

Ein geregelter Tagesablauf wird also geboten, in den so etwas Nebensächliches wie Geld verdienen nicht integriert werden kann. Die beiden arbeitslosen Terrorverdächtigen "hatten auch keine Zeit zu arbeiten", erklärte BKA-Präsident Jörg Ziercke ernst, "weil sie mit der Vorbereitung des Anschlags vollauf beschäftigt waren." Es treibt also weniger die desolate Lebenssituation zum Terrorismus, sondern die Arbeitslosigkeit ermöglicht durch die verfügbare Freizeit den Bombenbau. Mit einem 9 to 5 Job plus Überstunden, also als Wochenendterrorist, steigt man in der Szene sicher nicht auf. Bleibt die Frage, woher kommt das Geld für den Flug nach Pakistan, die Chemikalien usw. Aus einem der sympathischen Länder, in die unsere Entwicklungshilfeministerin Millionen Euro Steuergelder kübelt?



"Konvertiten", so der Islam-Kundler Martin Ruckhäuser, "machen alles 150-prozentig. Wer konvertiert, will keinen Islam light. Der will die volle Dosis." Kann die volle Dosis einer friedlichen Religion gefährlich sein?

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