Dienstag, 11. Dezember 2007

Das Kreuz mit dem Kreuz - Muslima auf Jobsuche

Über einen skandalösen Fall religiöser Diskriminierung berichtet Spon heute:

Die Deutsch-Türkin (umgekehrt funktioniert das Wort nicht, die Türkisch-Deutsche ist im Sprachgebrauch noch nicht so recht angekommen) Yesim Fadia, "nichtpraktizierende" Muslima, bewarb sich vor einem Jahr beim Diakonischen Werk als Integrationslotsin. Ihre Aufgabe sollte es sein, Migranten bei der Arbeitssuche zu helfen.

Migranten bei der Arbeitssuche zu unterstützen ist sicher sinnvoll, obwohl sich die Frage stellt, warum das die Diakonie im Rahmen eines von der EU finanzierten Projekts übernehmen muss (und nicht das Arbeitsamt oder eine private Jobvermittlung). Um Migranten bei der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz kompetent beraten zu können, braucht man nicht zwingend einen Migrationshintergrund, aber Grundkenntnisse der Spielregeln, die bei Bewerbung und Einstellungsgesprächen nun mal zu beachten sind.

Eine der wichtigsten Regeln für Bewerber, nämlich "Informieren Sie sich gründlich über ihren potentiellen Arbeitgeber!" scheint Yesim Fadia schlicht nicht gelernt zu haben, denn schon bei einer oberflächlichen Beschäftigung mit dem Diakonischen Werk hätte ihr auffallen müsse, das dort ausschließlich Mitglieder der christlichen Kirchen beschäftigt werden.

Dass der Glaube ein Kriterium war, erfuhr Fadia jedoch erst einige Monate später. Eine Mitarbeiterin der Diakonie teilte ihr mit, dass die Organisation aufgrund ihres religiösen Profils nur Christen einstellen würde. Ob sie denn bereit wäre, in die Kirche einzutreten? Die nicht praktizierende Muslimin antwortete, dass sie aus praktischen Gründen gewillt sei, "einen Vertrag zu unterschreiben und Kirchensteuer zu bezahlen." Dann fragte Fadia zurück: "Aber ist es denn in ihrem Sinne, dass ich aus diesem Grund Christin werde?"Mit dieser Replik schoss sich Fadia aus dem Rennen um den Job, ihre Bewerbungsunterlagen erhielt sie kurz darauf mit einer Standardabsage zurück.

Nicht nur zu doof, sich über den Arbeitgeber zu informieren (und die Diakonie ist kein kleiner Verein, über den sich keine Informationen finden lassen), auch noch patzig. Damit disqualifiziert sie sich in dreifacher Hinsicht:

1. Sie ist "aus praktischen Gründen bereit einen Vertrag zu unterschreiben und Kirchensteuer zu bezahlen" - aber so läuft das nicht. Christ wird man durch die Taufe, der im Erwachsenenalter normalerweise ausführlicher Religionsunterricht vorrausgeht. Nix mit dreimal Glaubensbekenntnis sprechen und schon ist man im Verein. Für die Religion ihrer neuen Heimat scheint sich Fadia nicht weiter zu interessieren, das bringt im Bewerbungsgespräch (beim Diakonischen Werk!) sicher keine Pluspunkte.

2. Dass erhebliche Zweifel an Fadias Bereitschaft Christin zu werden angebracht sind, zeigt die provozierende Rückfrage : Aber ist es denn in ihrem Sinne, dass ich aus diesem Grund Christin werde? Aus diesem Grund??? Meint sie damit die Kirchensteuer? Oder um den Job zu bekommen?
Auf die Frage, sind Sie bereit, in die Kirche einzutreten, gibt es genau zwei Antworten: Ja oder Nein. Kein vielleicht, kein Ja - aber wollen Sie das wirklich. Der Arbeitgeber will das, der Grund ist das "religiöse Profil" der Diakonie. Das muss man nicht toll finden, dann muss man sich da nicht bewerben. Oder es eben in Kauf nehmen. Von den 420.000 Angestellten des Diakonischen Werks würden sich sicher eine ganze Menge von heut' auf morgen aus der Kirchensteuerpflicht verabschieden, wenn sie denn könnten ohne ihren Job aufs Spiel zu setzen.

3. Wer sich selbst derart ungeschickt bei der eigenen Bewerbung anstellt, ist nicht zwingend geeignet, andere bei der Jobsuche zu unterstützen. Auch aus diesem Grund wäre eine Ablehnung der Bewerberin zu rechtfertigen.


Nach der Ablehnung kommt die Empörung:
"Das ist eine total verlogene Schiene", empört sie sich über das Prozedere, "sie sprechen von christlicher Nächstenliebe und Integration, dabei diskriminieren sie offen gegen Außenstehende." und "Die Diakonie diskriminiert Andersdenkende."
Ein armes Diskriminierungsopfer will die deutsch-türkische nichtpraktizierende Muslima natürlich nicht sein, sie klagt. Und bekommt Recht.
Das Verhalten der Diakonie habe etwas Missionarisches, sagt sie: "Wir helfen den armen Ausländern, aber mitmachen dürfen sie nicht." Mit diesem Argument zog Fadia vor Gericht und gewann in erster Instanz.
Grenzt die Diakonie "arme Ausländer" aus? Wäre das Kirchenmitglied Yesim Fadia -immer noch deutsch-türkisch, nichtpraktizierend evangelisch auch abgelehnt worden?

Hat sich Yesim Fadia vielleicht nur beworben, um abgelehnt zu werden und klagen zu können? Das provozierende Verhalten nicht aus Dummheit, sondern aus Berechnung? Klingt weit hergeholt, wäre aber auch nicht überraschend, wenn es hier -wie bei Fereshta Ludin- eher um ein Grundsatzurteil, als um einen neuen Job gehen würde. Fadia arbeitet seit Jahren im "interkulturellen Bereich", nicht ganz unwahrscheinlich, dass sie über ausreichend Kontakte zu Milli Görüs und sonstigen Parallelgesellschaftsförderern verfügt.

Nachdem sich der Staat unter Berufung auf die Neutraliätspflicht seiner Beamten für Muslimas eher zugeknöpft gibt, versuchen sie es halt bei den großen kirchlichen Organisationen. Das Diakonische Werk und die Caritas für Muslime zu öffnen, die im Gegensatz zu ihren christlichen Kollegen von der Kirchensteuerpflicht befreit wären (Christen und Juden zahlen bekanntermaßen Dihmmisteuern an Muslime, nicht umgekehrt), verspricht dicke Pfründe. Und ein paar Jahre später wird dort das Kopftuch am Arbeitsplatz eingeklagt ("Nonnen und Diakonissen verschleiern sich ja schließlich auch") und die Abschaffung christlicher Symbole gefordert ("Beleidigend für alle Muslime"). Das Antidiskriminierungsgesetz bietet noch viele Möglichkeiten...

Die Diakonie erwägt übrigens, gegen das Urteil Berufung einzulegen.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Blöde NAZI-SCHLAMPE!