Donnerstag, 1. Mai 2008

Wirklich reich...

... ist nur der Scheich.

Und daran wird sich sobald auch nichts ändern, der Ölpreis bricht fast wöchentlich neue Rekorde.

Doch auch der Scheich hat mal klein angefangen. Der Spiegel berichtete 1948 aus der saudischen Wüste:
Auch Ibn Saud, den die Araber bei seinem ersten Namen Abdul Aziz ("Diener des Mächtigen") nennen, ist mit seinen amerikanischen Freunden zufrieden. Für jedes Faß Oel erhält er 21 Cent, der höchste Ertragsanteil, der irgendwo auf der Welt gezahlt wird. Da die ARAMCO [Arabian-American Oil Company] täglich 250000 Faß produziert, kann der König alle 24 Stunden 52.5 Dollar und jährlich ungefähr 20 Millionen Dollar einkassieren. Ende 1949 wird es doppelt soviel sein.
Ein Barrel Öl kostete 1948 ca. 2$, der Anstieg auf 5$ pro Fass löste 1973 die erste Ölkrise aus. Inzwischen fördern die Saudis bei einem Ölpreis von über 100$ 8 Millionen Barrel Öl pro Tag, die Nettoeinnahmen pro Jahr aus Rohölexporten belaufen sich auf 25-30 Mrd. Dollar.

Ob in Riyadh den Kindern Gruselgeschichten aus der schlimmen Zeit erzählt werden, als die Königssippe noch mit 52$ pro Tag auskommen musste? Die Wünsche des Scheichs waren 1948 entsprechend bescheiden:
Wie jeder andere Neureiche machte sich Ibn Saud auf den Bummel, kaufte Wagen auf, Radios, Kühlschränke und Einrichtungsgegenstände für seinen Palast. In seiner Hauptstadt Riyadh ließ er elektrisches Licht installieren und eine gepflasterte Straße bauen. Die ARAMCO fungierte dabei als Kaufagent des Königs. Sie besorgte ihm alles, von den Seidenstoffen für seine Frauen bis zu den elektrischen Generatoren.
Für das Wohlergehen der Einheimischen sorgten die amerikanischen Freunde:
Die ARAMCO hat für arabische Kinder Schulen und für ihre amerikanischen Angestellten obligatorische arabische Sprachstunden eingerichtet. Sie lehrt die Araber moderne Landbearbeitungsmethoden, ermuntert sie, in Geschäfte einzusteigen und bohrt, was die Bewohner der Wüste dankbar vermerken, kostspielige Wasserbrunnen.
Und auch sonst verhielten sich die Amerikaner wie brave Dhimmis:

Die 2000 amerikanischen ARAMCO-Angestellten halten den Freitag, den Sabbath der Moslems, als Ruhetag ein. Der Sonntag ist ein gewöhnlicher Arbeitstag. Glocken, die man für die Schulen der Gesellschaft aus Amerika mitgebracht hatte, wurden wieder entfernt, als die Araber daran Anstoß nahmen, weil sie das Glockenläuten an die christlichen Kirchen erinnerte.

Da kein frommer Moslem alkoholische Getränke anrühren wird, nicht einmal, um sie zu servieren, zeigte sich die ARAMCO nachsichtig und importierte indische Hausjungen. Die Arbeit wird dreimal täglich unterbrochen, damit die arabischen Arbeiter beten und sich in Richtung Mekka verbeugen können. Die Gesellschaft stellt Plätze zum Gebet und zum vorherigen Händewaschen bereit.

Gastarbeiter in Saudi-Arabien: sie erschließen Ölvorkommen, investieren Hunderte Millionen Dollar in die Infrastruktur, kümmern sich um die Bedürfnisse der Bevölkerung (Schulen, Wasserversorgung, Landwirtschaft) und achten die Kultur der Gastgebers.

Und der Scheich war zufrieden mit seinen Dhimmis. So zufrieden, dass er die Amerikaner nicht für die Politik ihrer Regierung bestrafte. Ibn Saud drohte nur ein bisschen:
"Ich habe meinem Bruder [Abdullah von Transjordanien] mitgeteilt, daß ich bereit bin, mich und meine Söhne für Palästina darzubringen. Ich füge jetzt hinzu, daß Erdöl mir nicht teurer ist als meine Söhne. Die Konzessionen werden annulliert, wenn die Umstände dies erfordern."
Aber soweit kam es nicht. Die Dhimmis durften weiter Öl fördern und Geld ins Land pumpen. Wirklich großzügig, der Scheich.

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