Necla Kelek in der taz über den Protest der Aleviten:
Die Aufregung der alevitischen Gemeinde und anderer Migrantenverbände über den "Tatort"-Krimi "Wem Ehre gebührt" macht stutzig - stehen doch Anlass und Aufregung offenbar in keinem Verhältnis. Soll hier durch Empörung über Vorurteile gegenüber Aleviten vielleicht etwas anderes bewirkt werden?...Dass hinter der Aufregung über den "Tatort" mehr stecken muss als die Empörung über einen Film, wird auch schon durch den Aufwand deutlich, mit dem die Aleviten sich selbst in die Öffentlichkeit gedrängt haben. Die Demonstration von 20.000 Leuten ist eine Botschaft an die Politik: Achtung, es gibt viele Aleviten, und die sind bereit, auf die Straße zu gehen, wenn über sie geredet wird. Sie wenden sich gegen das "Anschwärzen", wie das türkische Massenblatt Hürriyet die Darstellung des "Tatorts" nennt, und Verbandssprecher von der Linkspartei bis zur Türkisch-Islamische Union (Ditib) übten Solidarität wegen der angeblichen Ehrverletzung. Bisher waren die Aleviten gewohnt,als die guten oder als die anderen Muslime in Ruhe gelassen zu werden.Aber nun wird auch über sie in der Öffentlichkeit diskutiert. Und siezeigen, dass sie, wie andere türkisch-muslimische Männer auch, ihreEhre verteidigen, wenn es um ihre Töchter und Frauen geht. "Bis zum Tod" war auf einem Transparent in Köln zu lesen. Sie wollen, dass Berichte über ihre Art zu leben weiterhin tabu bleiben. Dabei sollen die Fakten unter den Tisch fallen. Die Aleviten verhalten sich, als wollten sie durch den organisierten Aufschrei die Sache selbst übertönen. Tatsächlich stellen in der türkisch-muslimischen und besonders auch der alevitischen Community Gewalt und sexueller Missbrauch ein ernst zu nehmendes und umfassendes Problem dar. ...
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