Sonntag, 25. Mai 2008
Dienstag, 6. Mai 2008
Somewhere over the Rainbow
Fettleibigkeit wird in einigen Kulturen verteufelt, besonders in solchen, in denen Nahrung billig und im Überfluss vorhanden ist. Fett ist faul/hedonistisch/disziplinlos und daher schlecht. Und ungesund: Diabetes, Bluthochdruck, kaputte Gelenke. Mindestens.
Fettleibigkeit gilt als Zivilisationskrankheit, betroffen hauptsächlich die Armen der ersten Welt, die ihr Leben mit Fastfood und Fernsehen füllen. Der fette Amerikaner -bizarre Klamotten, debiles Lächeln- mit dem Burger in der einen und der Coke in der anderen Pranke ist der Stereotyp des dekadenten Westlers.
Dabei sind die Amerikaner -statistisch betrachtet- keineswegs die fettesten Menschen auf diesem Planeten. Die folgende Karte zeigt den Anteil übergewichtiger erwachsener Frauen bezogen auf die erwachsene weibliche Bevölkerung, die Top 5 jeweils mit prozentuellen Angaben.
Den höchsten Anteil an übergewichtigen Frauen hat zweifellos die Südsee, Nauru schlägt das auf königliche Diät gesetzte Tonga. Leider bilden die Südsee und Südostasien eine Region, die bevölkerungsreichen Länder (China, Indien, Indonesien) haben offenbar nur einen sehr geringen Anteil an fetten Frauen.
Auf Platz zwei landet -regional- der Nahe Osten. Fette arabische Frauen? Warum nicht. Der Begriff "Pinguin" leitet sich schließlich vom lateinischen "pinguis" ("fett") ab. Die arabische Küche ist lecker und kalorienreich, oppulente Mahlzeiten sind ein wichtiger Teil der arabischen Kultur.
Aber: auch dort fällt Manna nicht einfach vom Himmel. Fettleibigkeit setzt die Verfügbarkeit hochkalorischer Nahrung voraus oder kurz: wer fett ist, hat mehr als genug zu essen.
Das stets vom Hunger bedrohte "Palästina" landet in den Top 5 im Nahen Osten zwar nur auf Platz 4 (Abstand zum reichen Saudia 1%), ist mit einem Anteil von 43% fettleibiger Frauen aber global in der Spitzengruppe. Die fetten Amis bringen es gerade mal auf 33%.
43% der erwachsenen "palästinensischen" Frauen sind fettleibig, d.h. sie haben nicht nur ein paar Pfunde zuviel, sondern deutliches Übergewicht. Das Land, in dem fast jede zweite Frau übergewichtig ist, braucht trotzdem Unterstützung durch die UN. Mehl kann man schließlich nie genug haben, und die läppischen 1.014.900 kcal pro Nablus-Einwohnerin zusätzlich (wie von BEER7 errechnet) werden schon irgendwie verstoffwechselt.
Hoffentlich werden sie davon nicht nur fett, sondern auch freundlich und friedlich.
Vielleicht so ein bisschen wie Israel Kamakawiwo'ole ...
Sonntag, 4. Mai 2008
Fundamentalismus, objektiv betrachtet
Besonders beliebt sind Gegenüberstellungen von Israelis und "Palästinensern", wobei die Juden immer schlecht wegkommen.
Der Film "Fanatisch, fundamentalistisch, fromm" schafft es, nicht nur die Israelis, sondern auch die Amerikaner schlecht aussehen zu lassen.
Der Zuschauer soll daran erinnert werden, dass es in allen Religionen "fundamentalistische Strömungen" gibt. Man vergisst diese Tatsache schnell, da nur die Fundamentalisten einer Religion in unterschiedlichen Weltgegenden gegen ihre andersgläubigen Mitbürger mit Gewalt vorgehen: fundamentalistische Moslems gegen Hindus in Indien, fundamentalistische Moslems gegen Buddhisten in Thailand, fundamentalistische Moslems gegen Juden in Israel, fundamentalistische Moslems gegen Christen in Darfur, fundamentalistische Moslems gegen Atheisten in Europa usw. Aber da ein Film über islamischen Fundamentalismus sich schon aus Sicherheitsgründen verbietet, versteckt man die muslimischen Fundis zwischen Christen und Juden.
Fundamentalistische Christen sind selbstverständlich die Evangelikalen in den USA. Begründung: sie setzen sich aus religiösen Gründen bei politischen Nahostkrisen für Israel ein, außerdem glauben sie nicht an die Evolution, sondern an die biblische Schöpfungslehre.
Die fundamentalistischen Juden werden von einer Siedlerin repräsentiert, die davon überzeugt ist, dass Gott das Heilige Land den Juden versprochen hat. Von Gewalt oder einem Gottesstaat hält sie nichts: "Wir sind sicher nicht wie die islamischen Fundamentalisten, die mit Terrorismus und Massenmord einen Gottesstaat errichten wollen."
Das Vorzeigen der christlichen und jüdischen Fundamentalisten nimmt ca. 35 Minuten in Anspruch, bleiben also noch knapp zehn für die Islamisten.
Aber: man traut sich nicht ran. Gezeigt werden Straßenszenen aus dem Jemen, verschleierte Frauen ("Tradition"), niedliche Kinder. Ein freundlicher muslimischer Händler läd zum Essen, nach Geschlechtern getrennt, aber auch das ist Tradition. Man erfährt, das nur Jungen das Geschirr und die zubereiteten Speisen bereitstellen dürfen und auch nur Jungen dürfen nach dem Essen wieder abräumen. Interessant, aber was hat das mit Fundamentalismus zu tun?
Zum Schluss ein Besuch in der Bibliothek einer Moschee: ein alter, ebenfalls sehr freundlicher Scheich führt stolz alte Prachtausgaben des Koran vor. Fundamentalismus?
Ein bisschen "Befreiungsrhetorik", mehr nicht. Auf jedem Berliner Schulhof erfährt man mehr über islamischen Fundamentalismus, als in dieser "Reportage" aus dem zutiefst friedlichen Jemen.
Fazit: Fundamentalismus gibt es hauptsächlich unter Christen und Juden, in den USA und in Israel. Muslime haben nur Traditionen und sind ansonsten sehr sehr friedlich. Amen.
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Es gibt zum Glück auch Filme, die vom üblichen Schwarz-Weiß-Schema abweichen, wie zum Beispiel "Sharon", ein Portät des durchaus auch im eigenen Land umstrittenen PMs Ariel Sharon, oder "Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen" über die Embryonalphase Israels.
Samstag, 3. Mai 2008
Gut gemeint ...
Die Flaggen, die den Wochenendzeitungen beigelegt wurden, haben einen kleinen Schönheitsfehler: Der Davidstern ist um 45° verschoben.
Waren die Chinesen schuld, wie der Radiomoderator Rothman vermutet?
Donnerstag, 1. Mai 2008
Wirklich reich...
Und daran wird sich sobald auch nichts ändern, der Ölpreis bricht fast wöchentlich neue Rekorde.
Doch auch der Scheich hat mal klein angefangen. Der Spiegel berichtete 1948 aus der saudischen Wüste:
Auch Ibn Saud, den die Araber bei seinem ersten Namen Abdul Aziz ("Diener des Mächtigen") nennen, ist mit seinen amerikanischen Freunden zufrieden. Für jedes Faß Oel erhält er 21 Cent, der höchste Ertragsanteil, der irgendwo auf der Welt gezahlt wird. Da die ARAMCO [Arabian-American Oil Company] täglich 250000 Faß produziert, kann der König alle 24 Stunden 52.5 Dollar und jährlich ungefähr 20 Millionen Dollar einkassieren. Ende 1949 wird es doppelt soviel sein.Ein Barrel Öl kostete 1948 ca. 2$, der Anstieg auf 5$ pro Fass löste 1973 die erste Ölkrise aus. Inzwischen fördern die Saudis bei einem Ölpreis von über 100$ 8 Millionen Barrel Öl pro Tag, die Nettoeinnahmen pro Jahr aus Rohölexporten belaufen sich auf 25-30 Mrd. Dollar.
Ob in Riyadh den Kindern Gruselgeschichten aus der schlimmen Zeit erzählt werden, als die Königssippe noch mit 52$ pro Tag auskommen musste? Die Wünsche des Scheichs waren 1948 entsprechend bescheiden:
Wie jeder andere Neureiche machte sich Ibn Saud auf den Bummel, kaufte Wagen auf, Radios, Kühlschränke und Einrichtungsgegenstände für seinen Palast. In seiner Hauptstadt Riyadh ließ er elektrisches Licht installieren und eine gepflasterte Straße bauen. Die ARAMCO fungierte dabei als Kaufagent des Königs. Sie besorgte ihm alles, von den Seidenstoffen für seine Frauen bis zu den elektrischen Generatoren.Für das Wohlergehen der Einheimischen sorgten die amerikanischen Freunde:
Die ARAMCO hat für arabische Kinder Schulen und für ihre amerikanischen Angestellten obligatorische arabische Sprachstunden eingerichtet. Sie lehrt die Araber moderne Landbearbeitungsmethoden, ermuntert sie, in Geschäfte einzusteigen und bohrt, was die Bewohner der Wüste dankbar vermerken, kostspielige Wasserbrunnen.Und auch sonst verhielten sich die Amerikaner wie brave Dhimmis:
Die 2000 amerikanischen ARAMCO-Angestellten halten den Freitag, den Sabbath der Moslems, als Ruhetag ein. Der Sonntag ist ein gewöhnlicher Arbeitstag. Glocken, die man für die Schulen der Gesellschaft aus Amerika mitgebracht hatte, wurden wieder entfernt, als die Araber daran Anstoß nahmen, weil sie das Glockenläuten an die christlichen Kirchen erinnerte.
Da kein frommer Moslem alkoholische Getränke anrühren wird, nicht einmal, um sie zu servieren, zeigte sich die ARAMCO nachsichtig und importierte indische Hausjungen. Die Arbeit wird dreimal täglich unterbrochen, damit die arabischen Arbeiter beten und sich in Richtung Mekka verbeugen können. Die Gesellschaft stellt Plätze zum Gebet und zum vorherigen Händewaschen bereit.
Gastarbeiter in Saudi-Arabien: sie erschließen Ölvorkommen, investieren Hunderte Millionen Dollar in die Infrastruktur, kümmern sich um die Bedürfnisse der Bevölkerung (Schulen, Wasserversorgung, Landwirtschaft) und achten die Kultur der Gastgebers.
Und der Scheich war zufrieden mit seinen Dhimmis. So zufrieden, dass er die Amerikaner nicht für die Politik ihrer Regierung bestrafte. Ibn Saud drohte nur ein bisschen:
"Ich habe meinem Bruder [Abdullah von Transjordanien] mitgeteilt, daß ich bereit bin, mich und meine Söhne für Palästina darzubringen. Ich füge jetzt hinzu, daß Erdöl mir nicht teurer ist als meine Söhne. Die Konzessionen werden annulliert, wenn die Umstände dies erfordern."Aber soweit kam es nicht. Die Dhimmis durften weiter Öl fördern und Geld ins Land pumpen. Wirklich großzügig, der Scheich.
Donnerstag, 24. April 2008
Goodwill visit
Eine Delegation des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages, wurde am 16. April bei der Besichtigung der Altstadt von Hebron von jüdischen Siedlern durch Beleidigungen und Drohungen so massiv gestört, dass die Besuchsroute geändert werden musste. Sicherheitskräfte waren vor Ort, griffen aber nicht ein. Jerzy Montag, Leiter der Delegation: "Wir wissen, es sind nur ganz wenige. Aber es ist nicht hinnehmbar, dass dem nicht ein Ende bereitet wurde." Soweit die Grüne Version.
Unschuldige Parlamentarier, die nur mal eben die Altstadt von Hebron besichtigen wollen und dann, ganz ohne Grund verflucht, beleidigt, bedroht und sogar als Nazis beschimpft werden. So böse sind also die Siedler von Hebron. Und dann werden die Freunde Israels auch noch von der IDF im Stich gelassen.
Die Deutschen waren so geschockt und aufgebracht, dass sie sich entschieden ihren Besuch abzubrechen und Israel unter Protest umgehend zu verlassen.
In der Version von Jerzy Montag fehlen zwei nicht ganz unwichtige Details.
Das erste: die sieben Deutschen waren nicht allein:
"Begleitet wurden die Parlamentarier von einer linksextremen Organisation, welche die jüdischen Siedler aus Hebron vertreiben will und die IDF und Israel verleumdet," so Noam Arnon, der Sprecher der Siedler. Abgeordnete aus europäischen Staaten ohne "feindliche Begleitung" sind lt. Arnon durchaus willkommen.
Das zweite: Nach Aussage des israelischen Außenministeriums war der Ausflug nach Hebron nicht mit den israelischen Behörden abgesprochen, daher konnten keine Vorbereitungen für die Ankunft der Delegation getroffen werden.
Dass die Siedler in Hebron nicht den Durchschnittsisraeli repräsentieren, sondern auch in Israel als Extremisten gelten, sollte bekannt sein. Dass sie von "Menschenrechtlern" regelmäßig als Anschauungsobjekt für die Unmenschlichkeit und Brutalität der israelischen Besatzer Touristengruppen vorgeführt zu werden, hat ihre Einstellung zu linksextremen Friedensaktivisten wohl auch eher negativ beeinflusst, es gab bei solchen Touren schon mehrfach Auseinandersetzungen zwischen Siedlern und "Touristen".
Die deutschen Politiker entscheiden sich trotzdem (oder deshalb) für einen Besuch Hebrons und nehmen ausgerechnet Yehuda Shaul und seine Freunde mit. Die Provokation gelingt, es gibt ein paar Beleidigungen (die nicht ausschließlich den Parlamentariern galten) - schon sich geben sich die Mitglieder des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages empört, reisen aus Protest Hals über Kopf ab, stellen Forderungen ("In order to give the peace process a chance, the members of the law committee, as friends of Israel, appeal to the Israeli authorities to rein in the fanaticism of Jewish settlers.") und verlangen eine Entschuldigung für das Verhalten der israelischen Sicherheitskräfte.
Dabei hätte ein Blick auf die Seite des AA genügt, um auf die Tour gänzlich zu verzichten:
Sicherheitshinweise für die Westbank
Von Reisen in die Westbank wird grundsätzlich abgeraten. Aufgrund der intensiven bewaffneten Auseinandersetzungen im Gazastreifen liegt aktuell auch im Westjordanland ein erhöhtes Risiko vor. ... Es wird empfohlen, die Lage in den Medien aufmerksam zu verfolgen, die tagesaktuellen UN Sicherheitshinweise zu beachten und Fahrten im Westjordanland auf das unerlässliche Minimum zu reduzieren. Fahrten in die nördliche Westbank (insbesondere Jenin, Nablus, Tulkarem), aber auch nach Hebron sollten gegebenenfalls eng mit dem deutschen Vertretungsbüro in Ramallah abgestimmt werden.
Von überflüssigen Fahrten wird ausdrücklich abgeraten, für die deutsche Delegation zählt ein Besuch Hebrons demnach zum "unerlässlichen Minimum". Warum? Ein Blick auf das Besuchsprogamm lässt die Antwort erahnen: Baruch Goldsteins Grab, das Erzvätergrab, die Shuhadastrasse, die von den Siedlern bewohnten Gebiete und der Besuch einer palästinensischen Familie.
Eine Reise, die Vorurteile gegenüber Israel schürt ist für deutsche Politiker (die sich im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages im übrigen gar nicht mit dem Nahostkonflikt befassen) wohl wirklich unerlässlich - liefert sie doch die Munition für die berechtigte Israelkritik, die zu üben jeder Freund Israels verpflichtet ist. Wie praktisch, da schon mal das konzentrierte Böse in Form der Hebronsiedler mit eigenen Augen gesehen und bei einem Gläschen Pfefferminztee von der Brutalität der Israelis mit eigenen Ohren gehört zu haben.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Yoram Ben-Zeev, hat sich
bereits bei den Politikern entschuldigt. Von einer Entschuldigung der deutschen Regierung für das inakzeptable Verhalten ihrer Delegation ist nichts bekannt.
Mittwoch, 9. April 2008
Der Name des Spitzels
Es war einmal ein Stasispitzel, dessen Namen heute niemand wissen soll. Nennen wir ihn S.
S. schlich sich 1980 unter seinem bürgerlichen Namen bei der Jungen Gemeinde in Reichenbach ein, seine Freunde vom MfS nannten ihn "IM Schubert". Die hatten an ihrem jungen Spitzel viel Freude, schließlich konnten sie schon nach kurzer Zeit aufgrund seiner Berichte vier Staatsfeinde einsperren. Für die hervorragende Leistung zeigte sich die Stasi erkenntlich: Geld, Reisen, Kredite - das Spitzelhobby brachte S. ordentlich was ein.
Und so blieb er dabei. Aus dem Oberschüler S. wurde der Student S., sein neues Revier war die Studentengemeinde in Freiberg. "Im Alter von 22 wurde "Schubert" im Auftrag der Staatsmacht Christ." (Spon) S. ließ in Freiberg von dem Studentenpfarrer Klaus Goldhahn, einem "Zielobjekt" taufen - auch auf der Taufurkunde steht sein "richtiger" Name.
S. spitzelte bis November 1989 für die Stasi, wie vielen Menschen aufgrund seiner Berichte das Leben zur Hölle gemacht wurde, ist unbekannt. Denn nicht immer wurden Stasiopfer sofort verhaftet, verurteilt oder in den Westen abgeschoben (letzteres passierte wohl hauptsächlich der DDR-Oppositionsprominenz). Nach dem offenen Terror der Ulbrichtjahre setzte das MfS zunehmend auf die "Zersetzung" von "feindlich-negativen" Individuen und Gruppen.
Sandra Pingel-Schliemann beschreibt in ihrer Studie „Zersetzen. Strategie einer Diktatur“ Ziele und Strategien dieser Unterdrückungsmethode.
Zersetzungsmaßnahmen sollten "das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl eines Menschen untergraben, Angst, Panik, Verwirrung erzeugen, einen Verlust an Liebe und Geborgenheit hervorrufen sowie Enttäuschungen schüren - also all solche Gefühle, die einen Menschen unglücklich und unzufrieden machen."1
Und die Stasi hatte keinerlei Skrupel bei der Wahl ihrer Mittel. Strategien der Zersetzung gegen Individuen waren zum Beispiel das Inszenieren beruflicher Misserfolge, das Zerstören von Liebesbeziehungen, das Entfremden der Kinder von ihren Eltern, das Verbreiten von Gerüchten (Unterstellen einer Kooperation mit dem MfS z.B.), falsche ärztliche Gutachten (3-5% der DDR-Ärzte arbeiteten für das MfS),demonstratives Beobachten, Telefonterror oder das Kriminalisieren wegen unpolitischer Delikte.
Ein wesentliches Charakteristikum der Zersetzung war Anonymität - die Betroffenen selbst konnten die Verfolgungsmaßnahmen häufig nicht mit dem MfS in Verbindung bringen und selbst wenn sie es vermuteten, konnten sie es nicht beweisen oder sich dagegen zur Wehr setzen. In der Regel machten die Opfer andere für die Krisen verantwortlich, die Familie, die Freunde, Mitglieder aus der Oppositionsgruppe, was zu neuen Konflikten führte, weil die Vorwürfe unberechtigt waren.
Pingel-Schliemann: „Betroffene mussten sich gar von anderen vorwerfen lassen, das sie halluzinieren. In der Folge begannen sich einige selbst für „verrückt“ oder „krank“ zu erklären. Die Wirkung anonymer Verfolgung ist nicht zu unterschätzen. MfS-Mitarbeiter drangen zum Beispiel mit Nachschlüsseln in die Wohnung eines ihrer Opfer ein, um dort Gegenstände neu zu sortieren. Einmal verhängten sie die Bilder in der Wohnung von Frau R. Beim nächsten heimlichen Einbruch verstellten sie nur die Gewürzdosen in der Küche. Ein anderes Mal tauschten sie den Lieblingstee der Frau durch eine andere Sorte aus. Die Mitarbeiter kamen wieder und wieder. Sie ließen sich jeweils etwas Neues einfallen. So hängten sie auch die Handtücher in dem Badezimmer von Frau R. ab und ordneten die Blumentöpfe auf ihren Fensterbänken neu. Als Frau R. ihren Freunden von den Vorgängen in ihrer Wohnung erzählte, glaubten sie ihr nicht: “Wir konnten uns doch auch nicht erklären, warum einer die Handtücher abhängen sollte.“ ... Psychologen konstatieren: „Wer mit solchen Zersetzungsmaßnahmen bearbeitet wurde, war nicht nur irritiert, sondern hier begann ein Prozess der Realitätsdiffusion, der letztendlich eine Psychose auslösen konnte.“ 2 (S.196) Frau R., die als Ärztin am Anna-Hospital in Schwerin arbeitete, wurde auch in ihrer Berufsausübung massiv durch Mitarbeiter des MfS (der Chefarzt war IM) beeinträchtigt. Die Zersetzungsstrategie war -aus Sicht des MfS- erfolgreich. Wenige Monate nach dem politischen Umbruch in der DDR nahm sich Frau R. das Leben.
An die für diese Zersetzungsmaßnahmen notwendigen Informationen gelangte das MfS unter anderem durch die Arbeit seiner IM. „Es galt in der geheimpolizeilichen Arbeit immer der Grundsatz: den „schwächsten Punkt“ oder die „empfindlichste“ Stelle der verfolgten Person herauszufinden. Jedes Detail aus dem Leben einer oppositionellen Persönlichkeit, all ihre Stärken und Schwächen wurden für den Staatssicherheitsdienst von Interesse.“ (S.198)
IM wurden mit ganzen Fragekatalogen auf ihre Opfer angesetzt, darunter völlig Banales (Wo stellt X sein Auto ab?) aber auch viel Persönliches (Verhältnis zur Ehefrau, zu den Kindern, Verhalten und Kontakte der Ehepartner und Kinder).
Heute verstecken sich die Täter hinter der vermeintlichen Harmlosigkeit ihrer Handlungen. Ein paar Blumentöpfe verrücken, Tee austauschen, Handtücher umhängen - na und, alles kein Verbrechen, hat keinem geschadet, Schwamm drüber. Ein paar Informationen weitergegeben, die sich jeder hätte beschaffen können, was soll daran schlimm sein? Und sie kommen damit durch, das Verständnis für den „kleinen IM“ ist im Osten nahezu unbegrenzt.
Im Rahmen der Ausstellung „Christliches Handeln in der DDR“ wurde einer dieser IM, S., namentlich genannt. S. alias „IM Schubert“ streitet seine Arbeit für die Stasi nicht ab, er fühlt sich also verleumdet, sondern in seinen Persönlichkeitsrechten eingeschränkt. Und bekommt auch noch vor dem Zwickauer Verwaltungsgericht recht! Vorläufig.
Des Ex-Spitzels Anwalt Thomas Höllerich, Politiker der SED PDS Partei "Die Linke", fürchtet gar Pogrome gegen Ex-Spitzel:
"Irgendwann werden dann Horden von Menschen, die einen roten Stern und einen Aufdruck IM haben durch Reichenbach getrieben, weil das Geschichtsaufarbeitung ist." Hier im Original zu hören: http://www.mdr.de/laenderzeit/5365450.html
Wie viele Ex-IM gibt es, wenn Höllerich befürchtet, ganze „Horden“ von ihnen könnten allein durch das kleine Reichenbach getrieben werden? Sind die Täter von damals wirklich die Opfer von heute, nur weil einer von ihnen aus seiner Anonymität geholt wird?
Nein, die Täter von gestern haben keine Angst vor ihren Opfern. Sie brauchen die Anonymität, das Verschweigen ihrer Vergangenheit, um heute ungestört die Strippen ziehen zu können.
1) Sandra Pingel-Schliemann, Zersetzen. Strategie einer Diktatur. Berlin 2004, S.188.
2).Ebd. S.196
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Mittwoch, 2. April 2008
Kollektivhaftung
Israel hat ebenfalls kein Recht, auf den täglichen Raketenbeschuss durch die Hamas zu reagieren. Denn dabei können auch "unschuldige Palästinenser" verletzt oder getötet werden. Allein die Ankündigung (!) Israels, als Reaktion auf den Kassambeschuss stundenweise die Stromlieferung nach Gaza zu reduzieren, wurde als inhumaner Akt verurteilt, da auch die Zivilbevölkerung betroffen wäre, die keinesfalls für die Taten der Hamas verantwortlich sei und daher auch nicht bestraft werden darf.
Nach den Anschlägen New York, London, Madrid, Bali oder Djerba mit Hunderten von Toten und Verletzten wurde sehr schnell zur "Besonnenheit" gemahnt. Keinesfalls dürfe man für die Taten einzelner Radikaler alle Muslime verantwortlich machen, da die große Mehrheit der Muslime friedlich ist und Terror ablehnt.
Terroranschläge werden immer nur von "Einzeltätern" ausgeführt,unabhängig davon wie groß die Organisation ist, die hinter den Anschlägen steckt und von wie vielen Ländern sie finanziert wird. Sanktionen gegen den Iran zu fordern, dessen erklärtes Ziel es ist, Israel zu vernichten, ist extrem unpopulär, obwohl die Finanzierung der Hamas durch Teheran genausowenig ein Geheimnis ist, wie das militärische Ziel des iranischen Atomprogramms. Den Iran boykottieren? Nein, das würde ja nur die Falschen treffen, die Bevölkerung, die niedlichen persischen Kinder.
Völlig anders sind die Reaktionen, wenn sich Muslime irgendwie vom Westen gekränkt fühlen, sei es durch Zeichnungen, sei es durch einen Film. Dann wird Bestrafung eines möglichst großen Kollektivs schnell zur religiösen Pflicht.
Brennende Fahnen, brennende Botschaften, ermordete Christen - die Reaktion der aufgehetzten Muslime in den arabischen Ländern auf die Mohammed-Karikaturen war keineswegs "besonnen". Der Aufruf zum Boykott dänischer Waren (zuletzt durch den Sudan, immerhin zweieinhalb Jahre nach dem Erscheinen der Zeichnungen) sollte nicht nur die Karikaturisten oder Jyllands Posten treffen, sondern alle Dänen / Europäer / Christen - den "Westen". Gravierende Konsequenzen für die eigene Bevölkerung werden in Kauf genommen, so boykottierten pakistanische Ärzte als Reaktion auf die Mohammed-Karrikaturen europäische Medikamente und halfen ihren Patienten mit "alternativen" Heilmitteln.
Eine knappe Woche nach der Veröffentlichung des Wilders-Films soll nun Holland boykottiert werden. Die islamische Partei PAS in Malaysia fordert "die Muslime der ganzen Welt dazu auf, ab sofort alle niederländischen Produkte zu boykottieren". Den Anfang machen die Kunden der Supermarktkette "Mydin". Wie Spon berichtet, werden dort rote Warnhinweise auf holländische Produkte geklebt und an die Kunden, Muslime wie Nichtmuslime, appelliert, diese zu boykottieren. Myrin bietet also Waren zum Boykott an! Erinnert an Flaggen-Schlüter, der in Ramallh dieser Tage wohl auch wieder viel zu tun hat: "Aber vielleicht möchten sie ja mein dänisches Pundergebäck boykottieren? ... Wieviel wollen Sie denn nicht kaufen?"
Beschämend das Verhalten der niederländischen Geschäftsleute, die Wilders (!) verklagen wollen, wenn es zu einem Boykott kommt. In vorauseilendem Gehorsam akzeptieren sie die völlig überzogene Reaktion der muslimischen Seite, nur die unangenehmen Folgen der Kollektivstrafe sollen auf einen einzelnen "Schuldigen" abgewälzt werden.
Samstag, 29. März 2008
Der holländische Mob
Die befürchteten Reaktionen auf den Geert Wilders Film "Fitna" sind in Holland -wie im übrigen Europa- ausgeblieben.
Das "Hassvideo", das "keinem anderen Zweck [dient], als dem, den Hass anzustacheln" (D.Rupel, Vorsitzender des EU-Ministerrats), wurde millionenfach angeklickt, trotzdem kam es weder zu Ausschreitungen gegen Muslime, noch randalierten fanatisierte Niederländer auf den Straßen. Es wurden weder saudische/syrische/iranische Fahnen verbrannt, noch Moscheen niedergerissen.
Die Reaktion der "zum Hass angestachelten" Europäer: beschämt, dass einer von ihnen, ein "Nichtmoslem" es tatsächlich gewagt hat, einen "islamkritischen" Film zu drehen.
Und ängstlich. Das BKA fürchtet Anschläge , die Mitarbeiter von LiveLeak fürchten um ihr Leben. Es ist die Angst vor Wilders Opfern, die Angst vor den friedlichen Muslimen, die sich durch den Film beleidigt fühlen könnten. Die Angst, dass dieses Beleidigtsein in unislamischen Aktionen seinen Ausdruck findet. In der Berliner U-Bahn vielleicht, oder in einem Kölner Bus.
Inzwischen macht sich Erleichterung breit, die Reaktion der Anhänger der Religion des Friedens ist verhaltener als befürchtet. Es ist wohl auch dem letzten Islam-Funktionär klar, dass wütende Proteste eine Bestätigung Wilders wären. Eine neue Strategie muss her, denn so einfach kann man dem Kufar seine Frechheit nun doch nicht durchgehen lassen. Das Beleidigtsein (und man ist völlig zurecht beleidigt, da nichts in Wilders Film irgendetwas mit dem Islam oder dem Verhalten seiner Anhänger zu tun hat) lässt sich auch ohne Gewalt in politisches Kapital verwandeln.
Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, verlangt vom deutschen Innenminister sich eindeutig von dem Film zu distanzieren, da dieser die Grenze der Meinungsfreiheit überschreitet, stigmatisierend sei und den Frieden gefährde. Darüber hinaus fordert Kolat, den Film -auch im Internet- zu verbieten.
Eine reine Machtdemonstration. Wilders und Schäuble sind nicht in derselben Partei, Schäuble hat keinerlei Sympathie für den Film gezeigt und ist als Bundesinnenminister auch nicht für das Verhalten niederländischer Politiker zuständig. Wieso soll er sich von etwas distanzieren, dem er nie nahegestanden hat? Kolat ("partizipieren statt integrieren") bestimmt nicht die Grenzen der Kunst- bzw. Meinungsfreiheit in Europa, die Forderung nach einem Verbot des Films (auch im Internet!) kann also nur als deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden, künftig alle von Wilders angesprochenen Misstände unter den Teppich zu kehren. Um den Frieden nicht zu gefährden. Da Kolat Schäuble ausdrücklich in dessen Funktion als Leiter der Islamkonferenz anspricht, wird wohl auch dort Wiedergutmachung in Form von Zugeständnissen an die Türkische Gemeinde gefordert werden.
Und neuer Ärger ist in Sicht. Der Zeichentrickfilm "The Life of Mohammed" von Ehsan Jami soll am 20. April ausgestrahlt werden.
Freitag, 21. März 2008
Multikulti Gesülz im DR Kultur
Und so stellt sich Bork das Multikulti-Paradies vor:
"Freitags hätten wir frei wegen unserer muslimischen Mitbürger, samstags hielten wir Shabbatruhe und Sonntags etwas ähnliches, nur eben unter christlichen Vorzeichen."
Jede Woche drei Tage frei, dass klingt schon fast wie ein Wahlversprechen der
"Gleichermaßen zum Gefallen von Muslimen, Juden und christlichen Feinschmeckern, werden unsere Speisekarten endlich von Schweineschnitzel und diversen Sülzen befreit..."
"Wir" opfern der Multikultireligion freudig das Schwein. Endlich kein Schweinschnitzel mehr! Nie wieder Sülze! Nie wieder Eisbein! Nie wieder Blutwurst! Aber warum nur das Schwein? Es gibt noch so viel mehr, auf das "gleichermaßen zum Gefallen von Muslimen, Juden und christlichen Feinschmeckern" verzichtet werden sollte: Hummer, Austern, Calamari - nie wieder Ekelzeug! Bier, Wein, Champagner - alles haram, weg damit. Heilige Kühe schlachten? Nicht in unserer schönen neuen Welt, endlich werden -zum Gefallen der Hindus- unsere Speisekarten auch von Rinderbraten, Tafelspitz und Rumpsteak befreit.
"...Sparschweine würden ausgewildert..."
Wird die Welt zum Paradies, wenn es keine Sparschweine mehr gibt? Sind Sparelefanten, Sparkühe, Sparwale, Sparpinguine oder Sparkamele so viel besser? Bork zeigt einmal mehr, was für ein guter Dhimmi er ist, der seinen muslimischen Freunden nicht nur durch den Verzicht auf das Schwein auf seinem Teller Respekt erweist, sondern ihnen auch den beleidigenden Anblick eines so unreinen Tieres aus Keramik oder Plastik ersparen will.
"... und -um dieses Mal um Muslime und Christen glücklich zu machen- niemand dürfte mehr Zinsen verlangen: nicht fürs Leasing, nicht für den Ratenkauf und nicht für den Häuslebau."
Ja, es könnte einigermaßen himmlisch auf Erden zugehen, wenn es den bösen Wucherjuden nicht geben würde! Oder glaubt Bork, Juden würden gerne fürs Leasing, den Ratenkauf oder den Häuslebau Zinsen zahlen und wären unglücklich, wenn sie das nicht mehr dürften?
Wucher und Zins werden schon im Alten Testament verboten, das Zinsverbot ist keine christliche oder muslimische Besonderheit. Das "christliche" Zinsverbot stützt sich auf die folgenden biblischen Quellen:
"Wenn du meinem Volk Geld leihst, einem Armen, der bei dir wohnt, so sollst du ihn nicht wie ein Wucherer behandeln, du sollst ihm keinen Zins auferlegen." (Exodus 25,25)
"Wenn dein Bruder verarmt neben dir und sich nicht mehr zu halten vermag, so sollst du ihm Hilfe leisten, er sei ein Fremdling oder Beisaße, daß er bei dir leben kann. Du sollst keinen Zins noch Wucher von ihm nehmen, sondern sollst dich fürchten vor deinem Gott, daß dein Bruder neben dir leben könne. Du sollst ihm dein Geld nicht auf Zins, noch deine Speise um Wucherpreise geben." (Levitikus 25, 35-38)
"Dem Ausländer darfst du Zins auferlegen, deinem Bruder aber sollst du keinen Zins auferlegen, auf daß dich der HERR, dein Gott, segne in allem, daran du die Hand legst in dem Lande, dahin du kommst, um es einzunehmen." (Deuteronomium 23, 20)
"Wenn aber ein Mensch gerecht ist und Recht und Gerechtigkeit übt, nicht auf den Bergen Opferfleisch ißt, seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, seines Nächsten Weib nicht schändet und nicht zu seinem Weibe geht während ihrer Unreinigkeit; niemanden bedrückt, seinem Schuldner das Pfand zurückgibt, nichts raubt, sondern dem Hungrigen sein Brot gibt und den Nackten kleidet, nicht auf Wucher leiht, und keinen Wucherzins nimmt, seine Hand vom Unrecht fern hält und jedermann zu seinem Recht kommen läßt, in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahrt und sie gewissenhaft befolgt: ein solcher ist gerecht, er soll gewiß leben, spricht Gott, der HERR.
Wenn nun dieser einen gewalttätigen Sohn zeugt, der Blut vergießt oder irgend etwas von alledem tut, was jener nicht getan, der auf den Bergen ißt, seines Nächsten Weib schwächt, den Armen und Dürftigen bedrückt, das Pfand nicht zurückgibt, seine Augen zu den Götzen erhebt und Greuel verübt; auf Wucher leiht, Wucherzins nimmt: sollte ein solcher leben? Er soll nicht leben; er hat alle diese Greuel getan, darum soll er sicherlich sterben; sein Blut sei auf ihm!
Und siehe, wenn auch er einen Sohn zeugt, der alle Sünden seines Vaters sieht, die dieser vollbracht hat, ja, wenn er sie sieht, aber solche nicht tut: nicht auf den Bergen ißt, seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, seines Nächsten Weib nicht befleckt, niemanden bedrückt, niemanden pfändet, nicht raubt, sondern dem Hungrigen sein Brot gibt und den Nackten kleidet, seine Hand nicht an den Armen legt, weder Wucher noch Zins nimmt, meine Rechte beobachtet und in meinen Satzungen wandelt: der soll nicht sterben um der Missetat seines Vaters willen, sondern er soll gewiß leben." (Hesekiel 18, 5-17)
(Ein Psalm Davids. HERR, wer wird wohnen in deiner Hütte? Wer wird bleiben auf deinem heiligen Berge?) "Wer sein Geld nicht um Wucherzinsen gibt und keine Bestechung annimmt gegen den Unschuldigen. Wer solches tut, wird ewiglich nicht wanken!" (Psalm 15, 5)
"Wer sein Vermögen durch Wucherzinsen vermehrt, der sammelt es für einen, der sich des Armen erbarmt." (Sprüche 28,8)
und
"Vielmehr liebet eure Feinde und tut Gutes und leihet, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen." (Lukas 6,35)
Durchgesetzt wurde das "christliche" Zinsverbot zuletzt im Mittelalter (!), Juden waren von dem Verbot ausgenommen und bestritten mit dem Geldverleih häufig ihre Existenz. Ein nicht ganz ungefährliches Geschäft in einer Welt, in der Arbeit als Strafe für die Erbsünde galt, war jeder Gewinn ohne Arbeit nicht nur eine Schande, sondern ein Betrug vor Gott. Entsprechend war die Zahlungsmoral.
Inzwischen ist es Christen seit einigen Jahrhunderten erlaubt, Geld gegen Zins zu verleihen. Es ist nicht unmoralisch, Zinsen zu erhalten - es ist nicht ein Zeichen von hoher Moral, sondern von Dummheit, Geld niedrig verzinst anzulegen. Das antisemitische Klischee vom "Wucherjuden" hat sich dagegen erhalten und ist bei Rechten und Linken verbreitet.
In Borks zinslosem Multikultiparadies gäbe es für die glücklichen Muslime und Christen keinen Kredit mehr, nicht für den Ratenkauf und auch nicht für den Häuslebau. Das Leasing ist vom Zinsverbot nicht betroffen, dort müsste weiter gelöhnt werden.
"Klingt doch nicht schlecht, oder?"
Doch, Bork, das klingt schlecht. Sehr schlecht sogar.
Montag, 17. März 2008
Wem Ehre gebührt II
In ihrer Vorstellung von "Ehre" und der Stellung der Frau im alltäglichen Leben ist der Unterschied zu den sunnitischen Türken jedoch nicht groß, auch bei den Aleviten ist die Frau die Ehre des Mannes.
Necla Kelek stellt im ersten Teil ihres Buches "Die verlorenenSöhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes" die Lebenswege türkischer Männer vor, die eines gemeinsam haben: sie sitzen in einem deutschen Gefängnis. Die Männer kommen aus unterschiedlichen Kulturen, sie sind Kurden, Tscherkessen, Iraner und eben Aleviten.
Die Geschichte von Yilmaz, dem Aleviten, unterscheidet sich nicht grundsätzlich von denen der anderen Männer, auch er ist weniger ein Opfer der deutschen Gesellschaft als ein Opfer traditioneller Zwänge, die sein Leben bestimmen.
Yilmaz hatte als ältester Sohn, als "Abi" bereits früh viele Pflichten, nach dem Tod seines Vaters ist er mit 17 Jahren der älteste Mann in der Familie und daher für diese verantwortlich. Verantwortlich heißt in der Türkei auch finanziell verantwortlich, da ein Sozialhilfesystem wie in Deutschland nicht existiert. Yilmaz muss sich Gedanken machen, wovon seine Familie (über)leben soll, wenn er zum Militär eingezogen wird.
Yilmaz findet eine Lösung, er verheiratet seine Schwestern (15 und 16 Jahre alt) und verkauft die Werkstatt seines Vaters, um mit dem Geld Mutter, Großmutter und die fünf kleinen Geschwister über Wasser halten zu können.
Seine Zukunft soll in Deutschland liegen, der Onkel schickt ein Brief mit dem Foto eines Mädchens : "...die Familie überlege, sie mit ihm zu verheiraten. Yilmaz schrieb seiner Mutter, dass er ihr die Entscheidung überlasse."
Eine eigene Entscheidung zu treffen kommt für den jungen Mann nicht in Frage: "Da mein Vater tot war, oblag es nach unserer Tradition, wir sind Aleviten, meinem Onkel, für meine Verheiratung zu sorgen und die Hochzeit auszurichten. Er hat alles geplant und vorbereitet, ich musste nur kommen. Auf der Hochzeitsfeier sah ich meine Frau dann zum ersten Mal. Vierzig Tage waren wir zusammen, dann ging sie zurück nach Deutschland."
Das Paar kann nicht, wir geplant, in Deutschland leben, nach ein paar Jahren scheitert die Ehe. Die gemeinsamen Kinder werden Yilmaz zugesprochen. "Der Staat vertraut dem Mann eben mehr", meint Yilmaz. "Außerdem gehören die Kinder dem Mann."
Nach der Trennung schafft es Yilmaz dann doch, nach Deutschland einzureisen, er heiratet eine Deutsche, auch diese Ehe geht schief. Von deutschen Frauen hält Yilmaz danach nicht mehr viel:
"Wenn ich noch einmal heirate, dann nur eine Türkin. Die deutschen Frauen entscheiden selbst über ihr Leben. Das dürfen unsere Frauen nicht. Für uns Männer ist wichtig, dass unsere Frauen sauber sind. Dass sie unser Haus sauber halten. Dass das Essen auf dem Tisch steht, wenn wir nach Hause kommen. Die Frau ist die Ehre des Mannes. Sie hat zu tun, was der Mann von ihr verlangt. Wenn sie anfängt, selbst Entscheidungen zu treffen, dann gibt es Streit."
Yilmaz, der Alevit, unterscheidet sich in seiner Auffassung von Ehre und Familie in nichts von seinen sunnitischen Brüdern. Die Frauen mögen in religiösen Belangen gleichberechtigter erscheinen, was die Kontrolle über ihr Leben betrifft, sind sie es nicht.
Und noch ein Yilmaz-Satz am Ende: "Wenn es das deutsche Sozialsystem nicht gäbe, waren wir nicht hier. In den türkischen Cafés gibt es nur ein Thema: Warum sind wir nicht in unserer Heimat? Wie sind wir bloß hierher geraten? Wenn wir doch bloß das gute System der Deutschen hätten, würden iwr hier nicht versauern."
(Alle Zitate aus: Necla Kelek, Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes, Köln 2006, S.71-75.)
Samstag, 8. März 2008
Für Terroristenversteher...
An den Westler, der den Terroristen „versteht“
Erspare uns die Erklärungen.
Erspare uns die gelehrten, soziologiegetränkten Rechtfertigungen.
Erspare uns die Gründe, warum du Palästinenser „verstehst“, wenn sie kaltblütig Juden niederschießen.
Erspare uns Kapitel und Vers über das Elend der Palästinenser die Wurzel des islamischen Terrorismus in der gesamten Welt und wenn den Palästinensern nur volle Gerechtigkeit erfahren würden, würde der islamische Terrorismus aus der Welt verschwinden.
Erspare uns das.
Du magst tatsächlich glauben, mit dem blinden Glauben der Hoffnungsvollen und von Angst Erfüllten, dass diese Leute, wenn sie mit den Juden fertig sind, nicht hinter dir her sein werden.
Denke nochmal darüber nach.
Erspare uns den Postmodernismus und den radikalen Chic und den ganzen Mumpitz.
Mach die Augen auf.
Wenn einer mit einer Waffe in eine religiöse Schule am Hauptzugang zu diesem Teil Jerusalems geht, die seit 1948 jüdisch gewesen ist und die niemandem gestohlen wurde, dann pass auf.
Wenn er das Feuer auf Religionsstudenten eröffnet, die in einer Bücherei über Bücher gebeugt sind, wenn er immer weiter feuert, bis Blut die heiligen Buchdeckel und offenen Seiten des Talmud und den ganzen Boden tränkt, dann pass gut auf, wie die selbsternannten Menschen des Glaubens reagieren, die die Hamas betreiben.
Erspare uns die Schlussfolgerung, dass die Hamas Juden nur aus einem Grund umbringt und das dahinter stehende Motiv für die Ermutigung anderer, dasselbe zu tun, der ist, Israel zu einem Waffenstillstand zu zwingen.
Erspare uns das „die israelische Politik ist für das Blutvergießen verantwortlich“ und „das Seminar ist immerhin eine ideologische Bastion und ein Symbol der religiösen Rechten“ und all die anderen gelehrten, arroganten, herablassenden und unmoralischen Arten zu sagen „sie haben es verdient“.
Erspare uns das Verständnis für die Motive der Massenmörder, die mit Gott auf den Lippen töten. Erspare uns das Verständnis der Worte der Hamas-Sprecher, die sagen, dass nach all den durch die Israelis getöteten Palästinenser die Tötungen in Jerusalem „unsere einzige Freude“ sind.
Erspare uns die Ansicht des Erntedankgebets für den großen Sieg, Gebete, die in Moscheen von Gaza just nach der Abschlachtung der Juden begannen. Erspare uns die Ansicht davon, wie Süßigkeiten von kleinen Kindern an Autofahrern im Gazastreifen verteilt werden – Süßigkeiten zur Feier der tot am Boden liegenden jungen Juden, der toten jungen Juden an ihren Schreibtischen, der Juden, die wegen des Verbrechens Juden zu sein an diesem Ort des Studierens und Betens getötet wurden.
Erspare uns die Rechtschaffenheit derer, die Baruch Goldstein dafür verurteilen, dass er mit einem Gewehr in einen heiligen Ort eingedrungen ist und Palästinenser ermordete, die aber verstehen können, warum ein Palästinenser genau dasselbe macht.
Mach die Augen auf.
Letzte Woche, als israelische Truppen in den Gazastreifen fuhren und rund 120 Palästinenser getötet wurden, waren viele davon Bewaffnete; aber weil Kinder ein Sechstel der Gesamtzahl
[der Toten] ausmachten, sprach ein trauernder Vater still und wortgewandt: „Wenn das an anderen Orten der Welt geschieht, gibt es einen großen Aufschrei. Wenn es hier geschieht, schweigt die Welt. Niemanden kümmert es.“
Er hat recht. Die Welt ist zufrieden damit geworden Palästinenser sterben zu lassen. Der Grund ist nicht einfach Gefühllosigkeit. Und es liegt auch nicht daran, wie die Hamas ihren Anhängern im Gazastreifen gegenüber verkündet, dass die Juden die Weltmedien und die Weltfinanzen und damit auch die westliche Regierung kontrollieren.
Der Grund ist der Terror.
Die Welt ist des Credo der Islamisten müde, dass nur der bewaffnete Kampf den israelisch-palästinensischen Konflikt lösen kann und dass die einzig saubere Lösung das Ende Israels ist.
Sogar die israelische Linke, die Jahrzehnte lang die Palästinenser mutig und entschlossen hoch hob, hat zu einem großen Teil die Nase von ihnen voll. Der Grund ist der Terror. Der Grund ist Mord. Der Grund ist, dass die Herrscher von Gaza Leute sind, die einen Wert darin sehen Juden um der Erhöhung der Zahl der toten Juden in der Welt töten.
Die Herrscher von Gaza können sich nicht dazu bringen das Konzept zu akzeptieren, das Heilige Land mit den Juden zu teilen.
Das Beste, was die Herrscher von Gaza tun können, ist der Hoffnung bei ihrem eigenen Volk und auch unserem ein Ende zu bereiten.
Sie glauben, dass der jüdische Staat vorübergehend sei und dass die Juden es bald islamischer Herrschaft überlassen werden.
Nach all dieser Zeit, sollte man meinen, sie würden die Juden ein wenig besser kennen.
Freitag, 7. März 2008
Kein Terror in Jerusalem
Stellt man die Person des Täters in den Mittelpunkt, dann heißt es "Selbstmordattentat", die ganz Kranken faseln von einer "Heldentat" und feiern den geglückten Mord mit Süßigkeiten.
(Das sind übrigens die selben Palästinenser, denen es zur Zeit an allem fehlt: an Nahrung, Benzin, Strom, Wasser - selbst an Zement für Gräber. Quelle)
Ist man nicht ganz so krank, wird man einen Angriff auf eine Schule, bei dem acht Jugendliche den Tod finden, als Terroranschlag einordnen. Egal wer angreift, egal wo die Schule steht und egal welchen Glaubens die Schüler sind - in eine Schule zu gehen um dort wie möglichst viele Schüler zu töten, ist Terror, sonst nichts. [Ein Amoklauf wäre unter anderen Umständen auch denkbar, aber da der Täter weder Schüler noch Lehrer der angegriffenen Schule war und auch nicht von Schülern oder Lehrern dieser Schule bedroht oder gemobt wurde, ist ein Amoklauf unwahrscheinlich.]
Ist der Angreifer ein Palästinenser, steht die Schule in Jerusalem und sind die Schüler orthodoxe Juden sieht es natürlich anders aus. Die Verurteilung des Terroranschlags durch den Weltsicherheitsrat scheitert dann ausgerechnet an LIBYEN, dass eine "ausgewogene Formulierung" fordert, um Terror Terror zu nennen.
"Ausgewogen" heisst in diesem Zusammenhang, der Anschlag darf nicht als Terroranschlag gewertet werden, solange nicht gleichzeitig die israelischen "Aktionen" im Gazastreifen verurteilt würden.
Damit fordert der libysche Uno-Botschafter nichts anderes, als die Gleichsetzung von Verteidigung gegen Terror mit Terror. Denn die israelischen "Aktionen" der letzen Woche sollten nicht die Zivilisten in Gaza terrorisieren, sondern den Beschuss Israels durch Katjuschas und Qassams eindämmen. Dass die dabei getöteten Zivilisten nicht zufällig ihr Leben verloren, sondern sich als "menschliche Schutzschilde" ganz gezielt an Orten aufhielten, die beschossen wurden, geht in der allgemeinen Propaganda mal wieder unter.
Der Hamas sind tote Zivilisten willkommen, die fremden als Feinde und die eigenen als Märtyrer, als Rohmaterial im Propagandakrieg: "Für die Hamas und ihre Sympathisanten ist Blut spottbillig, besonders das Blut ihrer eigenen Kinder. Für die Hamas ist ein totes arabisches Kind ein unbedeutender Preis, der für einen kurzzeitigen Propagandasieg zu zahlen ist. Die "Zionisten" zu dämonisieren wurde zum heiligen Ziel, dass zu erreichen wichtiger geworden ist als einen realen palästinensischen Staat zu gründen und vielleicht von größerer Bedeutung als das Leben an sich." (The Ottawa Citizen)
Der Terrorist, der den Palästinensern gestern so viel Freude bereitet hat, kam übrigens nicht aus Gaza, sondern aus Ost-Jerusalem. Ein 20-jähriger israelischer Araber mit einem Job. Als Schulbusfahrer. Seine Familie hat ein Trauerzelt aufgestellt und ihr Haus mit grünen Hamasfahnen behängt.
Montag, 3. März 2008
Mittelmeerunion
Die folgenden Karten stammen aus der Sendung "Mit offenen Karten", deren Thema am Samstag die Mittelmeerunion war. Diese neu zu schaffende Union soll die EU-Anrainer des Mittelmeers, die Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens (einschließlich der "Palästinensichen Autonomiebehörde") umfassen, Ex-Jugoslawien bleibt draußen.
Die erste Karte zeigt das Nord-Süd-Gefälle der Fertilitätsrate: Die Fertilitätsrate ist in Südeuropa nur halb so hoch wie in den südlichen Mittelmeerländern - für eine gleichbleibende Bevölkerung ohne Zuwanderung braucht man eine Gesamtfruchtbarkeitsrate von 2 Kindern pro Frau, ein Wert, den Frankreich und Tunesien erreichen. Statistisch gesehen ist das Bevölkerungsproblem nicht so gravierend, sieht man mal von den Palästinensergebieten ab.
Frankreich | 2,0 | | PA | 4,6 |
Zypern | 1,5 | | Jordanien | 3,5 |
Italien | 1,4 | | Syrien | 3,5 |
Spanien | 1,4 | | Ägypten | 3,1 |
Portugal | 1,4 | | Libyen | 3,0 |
Malta | 1,4 | | Israel | 2,8 |
Griechenland | 1,3 | | Marokko | 2,4 |
| | | Algerien | 2,4 |
| | | Libanon | 2,3 |
| | | Türkei | 2,2 |
| | | Tunesien | 2,0 |
Gesamtfruchtbarkeitsraten in der"Mittelmeerunion" (Quelle)
Der arte-Kommentar "Eine unzureichende wirtschaftliche Entwicklung bei starkem Bevölkerungswachstum bedroht die Stabilität, was letztendlich eine politische Rolle spielen kann" ist nicht ganz falsch, jedoch so allgemein gehalten, dass man sich ihn auch sparen könnte. Welche Stabilität wird durch das Bevölkerungswachstum bedroht? Und wo? Instabile Länder wie Algerien oder der Libanon haben kein besonders hohes Bevölkerungswachstum, die Instabilität darauf zurückzuführen, ist nichts als Propaganda.
Wie die folgende Karte ("Migrationsdruck") verdeutlicht, kommen die Migrantenströme denn auch nicht unbedingt aus den Mittelmeerländern, sondern aus Afrika/Asien über die südlichen Mittelmeerländer nach Europa.arte-Kommentar: "Die Pfeile verdeutlichen die wichtigsten Wege, auf denen Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa kommen. Die wirtschaftliche Situation führt dazu, dass viele junge Männer vom Südufer des Mittelmeeres aus versuchen, in die Länder der Europäischen Union zu gelangen, um dort Arbeit zu finden. Und zu den wirtschaftlichen kommen häufig historische und familiäre Gründe."
Nur dass die "vielen jungen Männer" kaum eine Chance haben, Arbeit in Europa zu finden. Viele von ihnen landen über kurz oder lang im Netz eine europäischen Sozialstaats - und merken, dass sie dort ohne Arbeit besser überleben können, als in ihren Heimatländern. In Deutschland werden in jedem Jahr Erntehelfer aus Osteuropa angeheuert, obwohl die Arbeitslosenquote unter den Arbeitsmigranten ("Gastarbeitern") und ihren Nachkommen hoch ist.
Viele potentiell fleißige junge Männer schaffen den Sprung nach Europa nicht. Wie arte suggeriert, besteht in Europa ein Lagersystem, das bestrebt ist, die fleißigen Migranten im bevölkerungsarmen Europa von der Arbeit abzuhalten: arte-Kommentar: "Die Migranten werden in der EU oder unweit ihrer Grenzen in Lagern (rote Punkte) festgehalten, bis sie einreisen dürfen oder abgeschoben werden. Die Migration dient meistens als Thema für die Politik oder -schlimmer noch- für die Politiker, ohne dass in Betracht gezogen wird, dass den wirtschaftlichen Bedürfnissen des Südens ein Bevölkerungsdefizit im Norden entspricht."
Die zweite und dritte Karte haben schon nichts mehr mit einer "Mittelmeerunion", die das Thema der Sendung war, zu tun, sondern betreffen Europa insgesamt. Die Mehrzahl der "Lager, in denen Migranten festgehalten (!) werden" befindet sich offenbar in Mittel- bzw. Westeuropa.
Und natürlich darf auch das Märchen vom "Bevölkerungdefizit", welches nur durch die Migranten aus dem Süden behoben werden kann, nicht fehlen. Kein Wort darüber, dass man die Bevölkerung eines Landes nicht einfach mit Menschen aus anderen Ländern "auffüllen" kann. Arbeitskräfte lassen sich "auffüllen", je geringer die benötigte Qualifikation, desto leichter. Aber wie aus diesen gering qualifizierten Arbeitskräften langfristig Bürger eines Staates werden sollen, also "Einheimische", die sich selbst so sehen und auch so wahrgenommen werden, bleibt eines der großen Geheimnisse der Migrationsforscher.
Montag, 25. Februar 2008
Sägefisch: Helmut Kohl. Ist sein Sohn Muslim?
In der Praxis ist man nicht ganz so indifferent, da wird dann schon darauf geachtet, wer den Amtseid auf die Bibel leistet und wer nicht. Auch sollten Katholiken und Protestanten möglichst ausgewogen im Parlament vertreten sein.
Ist Peter Kohl Muslim? Und nahm sich Hannelore deshalb das Leben? Fragen über Fragen ...
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Sonntag, 24. Februar 2008
Sprich' mit uns
Kiezworker sollen sich um die herumlungernden Kids kümmern, Streit schlichten, Gewalt und Zerstörung im "Kiez" verringern und auch sonst all das erreichen, für das sich diese Stadt schon ein Heer ausgebildeter Sozialarbeiter leistet. Die sechs Kiezworker qualifizieren sich durch die Ähnlichkeit mit ihrer Klientel: Migrationshintergrund, keine Ausbildung, selbst jahrelang herumgelungert, Vorstrafen, Bandenmitgliedschaft. Also nix gelernt, außer in der Parallelgesellschaft zu überleben und sich "Respekt" zu verschaffen. Respekt, der Berlin 40.000 € pro Jahr wert ist.
Hakki, Kiezworker
„Sozialpädagogen sind wir nicht, wir sind nur aus der Gegend, wir haben hier gewohnt und kennen die Jugendlichen hier, wir haben auch die selben Probleme gehabt, was die Jugendliche heute haben.“
KLARTEXT
„Welche waren das?“
Hakki, Kiezworker
„Allgemein, wir haben Probleme gehabt in der schule, wir haben auch dass wir in unseren Familien nicht direkt Probleme aber dass wir zwischen zwei Kulturen erlebt haben.“
Und es funktioniert. Seitdem die Kiezworker, auf deren schwarzen Kapuzenjacken "Sprich mit uns" steht, durch den Kiez am Kotti streifen, ist es auf den Straßen "viel ruhiger" geworden. "15 Jugendliche seien in Ausbildungsmaßnahmen vermittelt worden, 7 wollten ihren Schulabschluss nachholen. Eine Theater AG sei gegründet worden, eine Fußball AG und eine Jugend-Kiez AG seien im Aufbau." (taz)
Es geht doch alles wenn den lieben Kleinen mal jemand "richtig" zuhört.
Donnerstag, 21. Februar 2008
Ist Deutschland ein Einwanderungsland?
In den Staaten leben heute auf einer Fläche von 10.000.000 km² ca. 300.000.000 Menschen - also ungefähr 30 Einwohner pro km².
Würden sich dieselbe Fläche 6.6 Mrd. Menschen teilen, hätten die USA eine Bevölkerungsdichte von 660 Einwohnern pro km². Damit würden sie hinter Taiwan (709 EW/km²) und vor Barbados (652 EW/km²) gerade mal auf dem 9. Platz der am dichtesten besiedelten Staaten landen.
Kaum ein amerikanischer Wähler oder Politiker wäre begeistert, der böse Spruch vom "vollen Boot" würde wohl die Runde machen. Wäre es vorstellbar, dass in dieser Situation mehr Einwanderung (woher auch immer) gefordert würde? Nein? Warum nicht?
Die "klassischen" Einwanderungsländer haben bzw. hatten ein Problem: zu wenige Menschen, um die Möglichkeiten ihres Landes optimal nutzen zu können. Die Mark Brandenburg suchte sich Siedler am Rhein und in Holland um dem Land ein bisschen Leben einzuhauchen, die Preußischen Könige warben um die Hugenotten und die Salzburger Protestanten um mit den Folgen von Krieg, Seuchen und der allgemeinen Rückständigkeit fertig zu werden. Das Ruhrgebiet suchte und fand Arbeiter in Polen, Katharina die Große besiedelte brachliegendes Land an der Wolga mit schwäbischen Bauern.
Richtig großen Sog entfaltete die Neue Welt. Lateinamerika nahm so viele Spanier auf, dass es auf der Iberischen Halbinsel zu wirtschaftlichen Problemen kam - die Hidalgos blieben, ihre Landarbeiter nicht. Die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien nahmen sich nicht nur der Mühseeligen und Beladenen aus Westeuropa an, sondern lockten Händler, Handwerker, Glücksritter und Bauern auch aus Osteuropa und Asien.
Der Wunsch nach ungezügelter Zuwanderung währte jeweils nur kurz. Entweder wurden für kurze Zeit bestimmte Bevölkerungsgruppen angeworben und danach die Grenzen wieder geschlossen (Brandenburg, Ruhrgebiet) oder es wurden harte Bedingungen an die Zuwanderer gestellt (USA, Kanada, Australien). In jedem Fall kam es bereits bei geringen Siedlungsdichten zu einem Stop bzw. einer Begrenzung der Zuwanderung. Während die Vereinigten Staaten mit 31 EW/km² noch relativ dicht besiedelt sind, leben in Kanada nur 3,3 und in Australien 2,6 Menschen pro km².
Diese Länder verstehen sich noch immer als Einwanderungsländer, handhaben die Einwanderung aber sehr restriktiv. Verlangt werden Jugend, Qualifikation, die Beherrschung der Landessprache, will man dauerhaft bleiben oder zumindest ein ordentliches Vermögen.
Vergleicht man die klassischen Einwanderungsländer mit den europäischen Staaten, die sich neuerdings auch unbedingt "Einwanderungsland" nennen wollen, fällt der große Unterschied in der Bevölkerungsdichte auf:
Niederlande: 489 EW/km²
Belgien: 343 EW/km²
Vereinigtes Königreich: 249 EW/km²
Deutschland: 231 EW/km²
Diese ohnehin schon sehr dicht bevölkerten Staaten suchen sich Zuwanderer aus Ländern mit geringer Bevölkerungsdichte. So hat die Türkei 92 EW/km², Marokko: 73 EW/km², Algerien 13,8 EW/km²; das "überbevölkerte" Pakistan hat gerade mal 190 EW/km². Diese Durchschnittszahlen können natürlich nicht als absoluter Maßstab dienen, Länder die zu 90% aus Wüste bestehen haben naturgemäß eine geringe Bevölkerungsdichte wenn man das ganze Land betrachtet, weil sich die Menschen in den wenigen bewohnbaren Regionen konzentrieren.
Aber aus der gefühlten Überbevölkerung Afrikas und Asiens läßt sich kein Recht auf Auswanderung ausgerechnet nach Westeuropa ableiten. Die herbeigeredete demographische Katastrophe, deren Ursache die "Überalterung" der europäischen Gesellschaften sein soll, wird theoretisch gern durch den Import von Migranten aus Ländern mit einem Jugendüberschuss (youth bulge) gelöst. Angeblich eine Win-Win-Lösung: Europa bekommt junge Einwanderer, die die Renten der kinderarmen Generation erarbeiten, Afrika und Mittelasien werden ihre perspektivlose Jugend los, die eingewanderten Jugendlichen finden eine "angemessene" Position in der Gesellschaft und werden zufriedene und friedliche Erwachsene. Soweit die Theorie ...
Aber: Der "Youth Bulge" lässt sich nicht in Europa abbauen. Wer in Afrika keine angemessene Position in der Gesellschaft findet, wird den Aufstieg in Europa auch nur selten -und wenn, dann nur mit sehr viel Glück- schaffen. Das liegt nicht an den Einwanderern, ich bezweifele nicht, dass viele von ihnen sich voller Optimismus und Leistungsbereitschaft auf den Weg nach Europa machen. Und bitter enttäuscht werden. Und zwar nicht von dem allgegenwärtigen Rassismus der Einheimischen, sondern von der harten Realität. Es gibt zwar in Westeuropa im Verhältnis der Generationen weniger junge Menschen als zum Beispiel in Algerien, aber daraus im Umkehrschluss zu folgern, jeder Algerier wäre, unabhängig von Ausbildung und Sprachkenntnissen eine Arbeitskraft, um die sich in Europa jeder Arbeitgeber reisst, ist falsch. Die Konkurrenz um eine "angemessene Position" ist auch hier hart, die Wahrscheinlichkeit, gegen einheimische Bewerber zu verlieren groß. Was bleibt? Das Gleiche wie in Afrika: Frust und Wut auf eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist zu "integrieren". Denn was ist Integration anderes, als einem Individuum, unabhängig von seiner Herkunft, Rasse oder Religion, eine "angemessene Position" in der Gesellschaft zu geben. Eine Position, in der sich das Individuum wohl fühlt, in der es keinen finanziellen oder sozialen Leidensdruck verspürt? Eine Position, die eine Lebensperspektive bietet?
All das hat Deutschland heute nur wenigen seiner Einwanderer zu bieten. Wir haben keinen Youth Bulge, trotzdem verlassen viele Jugendliche die Schule ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz. Viele junge Menschen, die erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen haben, finden keinen "angemessenen" Arbeitsplatz. Studenten haben häufig weniger Geld zur Verfügung als ein ALG II Empfänger - Studium und Nebenjob ist die Regel, nicht die Ausnahme. Und die Nebenjobs dienen häufig nur dem Gelderwerb und sind nicht (wie vor zwanzig Jahren üblich) bezahlte Praktika. Praktikanten haben in Deutschland inzwischen nicht selten einen Hochschulabschluss und arbeiten für lau (bzw. für ein "Zeugnis" und die Aussicht, irgendwann mal irgendwen kennenzulernen, der eventuell jemanden kennt, der eine bezahlte Einstiegsposition vermitteln kann.) Ein "bezahltes Praktikum" ist schon fast ein Oxymoron...
Deutschland kann einfach kein "Einwanderungsland" sein. Das Land ist viel zu dicht besiedelt, das heisst, die unendlichen Weiten, die durch Einwanderer urbar gemacht werden könnten, sind nicht vorhanden. Einwanderer können keine neuen Lebensräume erschließen, sondern müssen sich in den vorhandenen Raum integrieren. Und dafür fehlen häufig die Vorraussetzungen: Bildung, Sprachkenntnisse, kulturelle Kompatibilität. Ein "klassisches" Einwanderungsland kann solche Kriterien eher locker sehen, darauf vertrauen, dass der Arbeitsmarkt die Zuwanderer gierig aufsaugt und "Integration" praktisch ein Selbstläufer ist.
Ein Land, in dem schon die hochqualifizierten (Bildungs-)Inländer große Probleme haben, muss bei seinen Zuwanderern andere Maßstäbe anlegen.
Das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte ist übrigens Monaco. Dort leben 16,866 Einwohner pro km² (insgesamt 32.000 Menschen auf 1,98 km²). Davon sind 16% Monegassen, 47% Franzosen, 16% Italiener, der Rest verteilt sich auf über 100 verschiedene Nationalitäten.
Mittwoch, 20. Februar 2008
Freitag, 15. Februar 2008
Freitag, 8. Februar 2008
Türkische Experten fluten Deutschland
Erst türkische Brandexperten und türkische Imame, jetzt türkische Lehrer. Warum nicht auch türkische Polizisten (deutsche Polizisten sind unfair zu Türken), türkische Steuereintreiber (Deutschland ist schon reich genug) oder türkische Politiker (wer könnte die Interessen der türkischen Mitbürger besser vertreten).
Die Begründung ist im Übrigen bizarr: "Erdogan betonte, um Deutsch sprechen zu können, müssten Migranten zuerst ihre eigene Sprache beherrschen. Dies sei bei vielen in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen nicht der Fall." Türkische Gymnasien (!), in denen den Kindern aus türkischen Familien Türkisch beigebracht wird? Türkische Universitäten, für Studenten, die nach 20 Jahren in Deutschland noch immer nicht Deutsch (oder Englisch) sprechen?
Sieht eher so aus, als versuche da ein kleinasiatisches Land, seinen Einfluß in Deutschland ganz erheblich auszuweiten ...
PS: In der Türkei gehen nur 93% der schulpflichtigen Kinder (Schulpflicht = acht Jahre) zur Schule, 6% der Männer und 18 % der Frauen waren im Jahr 2000 Analphabeten. Erdogan könnte sich auch um die einzügigen Schulen im Osten seines Landes kümmern, in denen es Klassen mit mehr als 50 Schülern gibt. Klick
Gymnasien und Universitäten, in denen auf Kurmandschi (16 % der Bevölkerung spricht diese nordkurdische Sprache) unterrichtet wird, gibt es nicht - der Gebrauch der Muttersprache ist den kurdischen Kindern in staatlichen Schulen verboten.
Sonntag, 3. Februar 2008
Sharia light ?
Von dem momentan geltenden Recht ist die islamische Hochzeit nicht anerkannt, der religösen Zeremonie muss eine Registrierung beim Standesamt vorangehen. Das Gleiche gilt für Scheidungen: nur unter Zeugen die Frau verstoßen reicht nicht aus, um eine Ehe rechtsgültig zu beenden.
Unzumutbar? Auch islamisches Recht ist nicht nach jedermanns Geschmack. Als bedauernswertes Beispiel muss "Amnah" herhalten, eine "moderne britische Muslima", die zu ihrem Baumwollkostüm einen Hijab trägt. Mit islamischem Recht kennt sich die selbstbewusste Frau leider gar nicht aus, so ist sie ganz fassungslos, ob der Tatsache, das dieses Recht für sie auch dann gilt, wenn sie die "Gründe" nicht versteht. Ihr Problem: sie ist seit kurzem geschieden (nach britischem Recht?) und möchte erneut heiraten. Zwischen Scheidung und neuer Heirat muss eine Karenzzeit von drei Monaten eingehalten werden, auch wenn man den Exehepartner -wie in Amnahs Fall- schon länger nicht mehr gesehen hat.
"Aber warum muss ich die Wartezeit beachten?" fragt sie Hasan. "Was ist die Begründung? ... Diese Begründung trifft nicht auf mich zu, deshalb bin ich so verwirrt. Wenn Sie mir begründen könnten, warum ich drei Monate warten muss, würde ich es verstehen." Oder auch nicht.
Die Antwort des Scheichs ist einfach: "Die Regeln stehen alle im Koran. Die Regeln sind für alle gemacht." Amnah muss sich fügen, Dr. Hasan ist ein Richter und dies ist ein Shariagerichtshof - in Ost London. Einer von Dutzenden ...
Nun scheint Amnahs Fall nicht besonders schwerwiegend, eine dreimonatige Wartezeit zwischen zwei Ehen mag lästig sein, bringt aber in den seltensten Fällen große Nachteile. Zudem hat Amnah noch (!) die Möglichkeit, das Shariagericht zu umgehen. Denn, " die Urteile der Shariagerichte haben keine Grundlage im britischen Recht, daher sind sie rein technisch unzulässig - sie sind nur verbindlich, solange die Beteiligten sie befolgen."
Das soll sich ändern. Dr. Hasan glaubt, dass die Integration einiger Aspekte des islamischen Rechts in das Zivilrecht vorteilhaft wäre. Der schlechte Ruf der Sharia im Westen ist ihm dabei durchaus bewusst: "Immer wenn die Menschen das Wort "Sharia" mit Muslimen assoziieren, denken sie an auspeitschen, zu Tode steinigen und Handabhacken" sagt er mit einem Lächeln.
Immerhin will er das islamische Strafrecht (noch) nicht in England einführen. Nicht weil er die Strafen der Sharia ablehnt, sondern weil die Einführung des Strafrechts der Sharia ausschließlich zu den Aufgaben eines islamischen Staates gehört. Und ein islamischer Staat ist GB (noch) nicht.
Mit den Körperstrafen selbst hat der Richter Dr. Hasan kein Problem, er setzt ganz auf deren abschreckende Wirkung: "Auch wenn das Abhacken der Hände und Füße, oder das Auspeitschen der Säufer [!] und Wüstlinge sehr abscheulich zu sein scheint, sobald es ausgeführt wird, wirkt es abschreckend auf die gesamte Gesellschaft. Dies ist der Grund, warum in Saudi Arabien zum Beispiel, wo diese Maßnahmen umgesetzt werden, die Kriminalitätsrate sehr, sehr gering ist."
Unter diesem Aspekt ist die Einführung der Sharia fast eine Notwendigkeit: "Wird das Gesetz der Sharia angewandt, können Sie dieses Land in eine Oase des Friedens verwandeln, denn, ist die erste Hand eines Diebes erst abgeschlagen, wird niemand mehr stehlen. ... Sobald nur ein einziges Mal ein Ehebrecher gesteinigt wurde, wird niemand mehr das Verbrechen des Ehebruchs begehen. ... Wir möchten es der britischen Gesellschaft anbieten. Wenn sie es akzeptiert, ist es gut für sie und wenn sie es nicht akzeptiert, wird sie mehr und mehr Gefängnisse bauen müssen."
Ein kurzer Blick in die Rechtsgeschichte zeigt, dass auch drastische Strafen Diebstähle nicht verhindern können. So galt in England lange Zeit für kleine Diebstähle sogar die Todesstrafe - eine Oase des Friedens war das Land trotzdem nicht. Eher das Gegenteil. Und grausame Todesstrafen für Ehebruch gab es auch schon in der europäischen Rechtsgeschichte - sicher abschreckend, aber um welchen Preis.
Auch im Zivilrecht ist die Integration des Sharia in das britische Recht unmöglich. Die Benachteiligung der Frau gesetzlich festzuschreiben ist in einem demokratischen Land nicht hinnehmbar. Deshalb versuchen die Scheichs immer wieder, die großen Vorteile die der Islam im Allgemeinen und die Sharia im Besondern den Frauen angeblich bringt, herauszustreichen.
So hält Ibrahim Mogra, Vorsitzender des Muslim Council of Britain's inter-faith commitee, die Sharia für ein gerechtes System: "Man mag meinen, eine Ehefrau habe unter dem islamischen Recht keine Rechte, aber der Ehemann ist verpflichtet für alles in der Ehe zu zahlen und im Fall der Scheidung behält die Frau ihr persönliches Eigentum." Was die Frau nach einer Scheidung nach islamischem Recht nicht behält, sind ihre Kinder - die bleiben beim Vater. Und an persönlichen Dingen darf sie nur das behalten, was sie auch schon vor der Ehe besessen hat, jeglicher Zugewinn bleibt beim Mann.
Auch das imbritischen Recht verankerte Verbot der Zweitehe bringt, nach Scheich Mogra, der Frau nur Nachteile: "Ein Moslem kann sich unter dem Recht der Sharia eine Zweitfrau nehmen und sie behandeln wie er will - weil er weiß, daß sie keine Rechte in Britannien hat. Das bedeutet, sie gilt nicht mehr als eine Geliebte und er kann sie sitzen lassen wann immer er möchte."
Das Problem ist in diesem Fall allerdings nicht das Verbot der Zweitehe, sondern das Unterlaufen des britischen Rechts durch die islamische Community. Zu Lasten der Zweitfrau selbstverständlich - die natürlich auch als Zweitfrau nicht rechtlos ist. "Rechtlos" ist sie in den Augen ihres Ehemannes und in den Augen ihres islamischen Umfelds - da alle Rechte auf ihren Ehemann übergehen. Vor dem britischen Gesetz -in der Realität sozusagen- behält sie natürlich auch als (Zweit-) Ehefrau sämtliche Rechte, die jeder anderen Britin auch zustehen. Keinesfalls darf der Ehemann mit ihr umgehen wie er möchte, sie kann ihn jederzeit verklagen oder verlassen. Und was das "sitzen lassen" betrifft: eine Scheidung ist für einen muslimischen Mann die einfachste Sache der Welt. Er verstößt die Frau unter Zeugen, behält die Kinder, das war's. Nach dem derzeit geltenden Recht, kann sich die "Zweitfrau" jederzeit von ihrem Ehemann trennen, behält das Sorgerecht für ihre Kinder und hat Anspruch auf deren Unterhalt. Die Einführung der Scharia wäre also kein Vorteil für sie, sondern für den Ehemann.
Man kann nur hoffen, dass sich die Muslime mit ihrem Wunsch, die Sharia in das britische Recht einzubringen, nicht durchsetzen.